Mai-Steuerschätzung: Finanzbehörde bestätigt Befürchtungen der SPD-Fraktion

Die heute von Finanzsenator Frigge (CDU) veröffentlichten Zahlen zur Hamburger Steuerschätzung bestätigen die Prognose der SPD-Fraktion vom 7. Mai 2010 und fallen sogar noch einige Millionen schlechter aus. Die Hamburg verbleibenden Steuern gehen danach in den Jahren 2010 bis 2013 gegenüber der Mai-Steuerschätzung 2009 um weitere 792 Mio. Euro zurück (SPD-Prognose 774 Mio.). Der Senat muss damit noch einmal 143 Mio. Euro (SPD-Prognose 126 Mio.) mehr einsparen, als in der erst im Dezember beschlossenen Finanzplanung vorgesehen.

„Die Steuerschätzung zeigt, dass Hamburg völlig unvorbereitet und stärker als andere Bundesländer von der Wirtschaftskrise erfasst wurde“ sagte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion Peter Tschentscher heute. Der schwarz-grüne Senat habe die kritische Phase des Wirtschaftsabschwungs „verschlafen“ und kein wirksames Konjunkturprogramm mit Beschäftigung fördernden Maßnahmen umgesetzt. Stattdessen wurden „schwarz-grüne Wunschzettel“ abgearbeitet, wie der Bund der Steuerzahler zutreffend festgestellt habe.

Umso konsequenter müsse der Senat jetzt umsteuern und alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen. Als Beispiele nannte Tschentscher „Luxusinvestitionen wie den geplante Neubau der Hafencity-Universität, die westliche Anbindung der Hafencity oder die unterirdischen Schießstände der Polizei“, die gestrichen bzw. auf ein wirtschaftliches Maß reduziert werden müssten. Die milliardenschweren Planungen zum Umzug der Universität auf den Kleinen Grasbrook gehörten endlich eingestellt.

Darüber hinaus müssten die laufenden Betriebsausgaben der Behörden konsolidiert werden. Die Ausweitung der Behördenflächen um 100.000 qm in vier Jahren müsse rückgängig gemacht werden. Der Senat dürfe nicht immer neue Behördenstrukturen mit neuen Stellen schaffen, wie zuletzt mit dem Umbau der Kulturbehörde (12 neue Stellen) oder der neuen Sonderbehörde für den Schulbau (40 neue Stellen). Die noch am vergangenen Dienstag im Haushaltsausschuss von CDU und GAL beschlossene Finanzierung einer Werbeaktion zur „Umwelt-Hauptstadt“ für rund 8,5 Millionen Euro sei eine Provokation für alle Kita-Eltern und zeige, dass die Regierungskoalition bisher nicht die Kraft habe, endlich mit einer sparsamen Haushaltsführung zu beginnen. Der finanzpolitische Kurs von CDU und GAL führe geradewegs in die Schuldenfalle, die erhebliche Einschnitte bei staatlichen Leistungen und eine Verschärfung der sozialen Spaltung nach sich ziehen würde.

Tschentscher begrüßte die Ankündigung von Finanzsenator Frigge, dass der Senat im Bundesrat keinen weiteren Steuersenkungen zu Lasten der Länder zustimmen werde. Leider habe sich Bürgermeister von Beust (CDU) bisher aber nicht erfolgreich für eine Kompensation der erst im Dezember beschlossenen Steuersenkungen eingesetzt, wie es Finanzsenator Freytag seinerzeit mit großen Worten angekündigt hatte. „Durch die Steuerpolitik von CDU und FDP in Berlin, einschließlich der so genannten Mövenpick-Steuersenkung für Hoteliers“, so Tschentscher, „gehen den Hamburgern bis 2014 insgesamt 600 Millionen Euro, also im Durchschnitt 120 Millionen Euro pro Jahr verloren. Das ist das Vierfache der Summe, die der schwarz-grüne Senat derzeit durch eine familienfeindliche Gebührenerhöhung für die KITA-Betreuung abkassiert.“

Haushaltslage der Stadt zunehmend kritisch

SPD-Fraktion warnt: Haushaltslage der Stadt zunehmend kritisch

Das Bundesfinanzministerium hat die Ergebnisse der Mai-Steuerschätzung für die Jahre 2010 bis 2014 veröffentlicht. Um die Bedeutung der Schätzung für Hamburg zu beurteilen, hat die SPD-Fraktion die veröffentlichten Zahlen anhand früherer Anpassungen auf den Hamburger Haushalt umgerechnet. Vorbehaltlich der endgültigen Hamburger Steuerschätzung, die die Finanzbehörde vermutlich erst in 2 Wochen vorlegen wird, stellte der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion Peter Tschentscher die aktuellen Zahlen heute wie folgt dar:

„Für die Jahre 2010 bis 2013 ergibt sich gegenüber den bisherigen Schätzungen noch einmal ein Minus von 774 Millionen Euro. Auch die erst im Dezember aufgestellte Finanzplanung des Senats wird noch einmal um 126 Millionen Euro unterschritten und muss insofern erneut korrigiert werden.“ Tschentscher verwies noch einmal nachdrücklich auf die Auswirkungen der Steuergesetze der Bundesregierung: „Durch die Steuerpolitik von CDU und FDP in Berlin – einschließlich der so genannten Mövenpick-Steuersenkung für Hoteliers – gehen den Hamburger Bürgern in den Jahren 2010 bis 2014 insgesamt 600 Millionen Euro, also im Durchschnitt 120 Millionen Euro pro Jahr verloren. Das ist das Vierfache der Summe, die der schwarz-grüne Senat derzeit durch eine familienfeindliche Gebührenerhöhung für die KITA-Betreuung abkassiert. Statt die soziale Spaltung und die Belastung von Familien mit Kindern weiter zu verschärfen, sollte sich Bürgermeister von Beust besser bei seinen Parteifreunden in Berlin für einen Ausgleich der Steuermindereinnahmen durch das so genannte Wachstumsbeschleunigungsgesetz der Bundesregierung einsetzen. Der damalige CDU-Landesvorsitzende und Finanzsenator Freytag hat eine vollständige Kompensation in Aussicht gestellt, von der bisher nichts zu erkennen ist.“

Tschentscher forderte erneut eine solide Finanzpolitik: Die von Schwarz-Grün geplante Ausweitung der Betriebsausgaben von 1 Milliarde Euro in vier Jahren müsse begrenzt werden. Die Anmietung von 100.000 zusätzlicher, überteuerter Bürofläche müsse rückgängige gemacht werden. Dringend erforderliche Investitionen in Schulen, Universitäten und Straßen dürften nicht durch Ausgabensteigerung und Schulden in Schattenhaushalten finanziert werden, sondern durch Streichung von Luxusinvestitionen wie dem unwirtschaftlichen Neubau der Hafencity-Universität, der westlichen Anbindung der Hafencity oder unterirdischen Schießständen der Polizei. Die Kostensteigerungen beim Bau der Elbphilharmonie müssten ebenso ein Ende haben wie die Diskussion über eine milliardenschwere Verlagerung der Universität.

Zusammenlegung der Feuerwachen 35 und 36: Sorgen bei den Bürgern

Am Freitag, dem 23. April 2010, nahm Sören Schumacher an einer Veranstaltung des SPD-Distriktes Neugraben teil, bei der es um die vom geplante Zusammenlegung der Feuerwachen Finkenwerder und Süderelbe ging. Die Besucher der Veranstaltung gaben ihren vielfältigen Bedenken und Sorgen Ausdruck, die sich an diese Veränderung knüpfen. So befürchtet man, dass es zu erheblichen Einschränkungen der wohnortnahen und schnellen Hilfe in Süderelbe und Finkenwerder kommen wird. Dazu Sören Schumacher: „Diese Bedenken teile ich. Man muss sich vor Augen halten, dass die Feuerwache Süderelbe – flächenmäßig eine der größten Regionen Hamburgs mit weiten Wegen – für den gesamten Bereich Süderelbe mit 52.000 Einwohnern zuständig ist. Durch eine Zusammenlegung würde eine im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährliche Situation entstehen.“ Die Besucher der Veranstaltung befürchten nicht nur, dass die Feuerwehr gegebenenfalls zu spät am Brandort. Sie rechnen auch damit, dass die von ihnen zu entrichtenden Beiträge in Folge der Zusammenlegung der Wachen erhöht werden.

Auch die im Zuge der Zusammenlegung geplante Personalreduzierung trägt nicht zur Beruhigung der betroffenen Bürger bei: Derzeit sind an beiden Wachen noch 150 von 180 Planstellen besetzt. Für die geplante Großwache sind lediglich noch 120 Stellen vorgesehen.

Elbphilharmonie: SPD beschließt PUA-Auftrag

SPD-Finanzexperte Tschentscher soll Parlamentarischen Untersuchungsausschuss leiten

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat am Montagabend den Antrag zur Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) zur Kostensteigerung beim Bau der Elbphilharmonie beschlossen (siehe Anlage). „Der Ausschuss soll die Ursachen und Hintergründe der Kostenexplosion untersuchen und die politische Verantwortung für die Fehlentwicklung des Projekts klären“, sagte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Peter Tschentscher. Zudem solle der Ausschuss feststellen, durch welche Maßnahmen oder Vorkehrungen in Zukunft bei großen Bauprojekten „wahrheitsgemäße Entscheidungsgrundlagen für das Parlament geschaffen, eine gute Projektsteuerung sichergestellt und Kostensteigerungen zu Lasten der Stadt verhindert werden können.“

„Der PUA wird sich mit den Plänen und Verträgen für das neue Konzerthaus ebenso beschäftigen wie mit den Gründen für Verzögerungen und Mehrkosten bei der Realisierung“, sagte die von der SPD-Fraktion benannte PUA-Obfrau, die Diplom-Ingenieurin Martina Koeppen. Weitere Problemfelder seien die Verlagerung der Zuständigkeiten zwischen Senatskanzlei, Baubehörde und Kulturbehörde sowie die Beteiligung und politische Einflussnahme des Bürgermeisters.

SPD-Haushaltsexperte Tschentscher soll für die SPD den Vorsitz des Untersuchungsausschusses übernehmen. Als weitere PUA-Mitglieder benannte die SPD-Bürgerschaftsfraktion die Abgeordneten Bärbel Duden, Rolf-Dieter Klooß, Christel Oldenburg, Ole Thorben Buschhüter, Gabriele Dobusch und Arno Münster. Tschentschers Aufgaben im PUA HSH Nordbank übernimmt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dorothee Stapelfeldt.

SPD startet Informations- und Diskussionsrunde für die neue Schulreform

Die SPD-Info-Offensive „Hamburger Schulfrieden“ steuert auf ihren ersten Höhepunkt zu: Am kommenden Sonntag starten SPD-Fraktionschef Michael Neumann und der SPD-Fachsprecher für Schulpolitik, Ties Rabe, eine Reihe stadtweiter Diskussions- und Informationsrunden. Die Reihe trägt den Titel „Neue Schulreform: Chance auf Schulfrieden in Hamburg“. Die erste Runde findet am Sonntag um 11.00 Uhr im Kaisersaal des Rathauses statt.

Die Diskussionsreihe wird in den kommenden Wochen in allen Wahlkreisen und unter Mitwirkung der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten stattfinden. Dabei will die SPD über die von ihr entscheidend verbesserte Schulreform informieren. „Unsere Arbeit in den parteiübergreifenden Gesprächen zur Hamburger Schulpolitik hat sich gelohnt. Wir haben elementare Verbesserungen an der ursprünglichen Primarschulreform durchgesetzt – das Elternwahlrecht bleibt, das Büchergeld kommt weg, die Klassen werden kleiner“, sagte Neumann am Montag. „Wir haben aus der Schulreform eine gute Schulreform gemacht. Ãœber die informieren wir, und für die werben wir.“

Die Eröffnungs-Diskussion findet statt am

Sonntag, 18. April 2010 um
11.00 Uhr im Kaisersaal des Hamburger Rathauses
Anmeldung und Fragen: politisch@spd-fraktion-hamburg.de

Weitere Details unter WWW.HAMBURGER-SCHULFRIEDEN.DE

Friedlich in die 3. Halbzeit

Friedlich in die dritte Halbzeit 100x100Mehr als 60 Gäste waren am Montag, dem 29. März 2010, der Einladung des Arbeitskreises Sport der SPD-Bürgerschaftsfraktion gefolgt, um unter dem Titel „Friedlich in die dritte Halbzeit – kein Platz für Gewalt im Fußball“ über Möglichkeiten der Gewaltprävention im Fußball und am Spielfeldrand zu diskutieren. „Es ist schade und immer wieder sehr ärgerlich“, so Sören Schumacher, „dass einige wenige sogenannte Fans den gesamten Fußball in Verruf bringen. Umso wichtiger ist, dass die friedlichen Fans, und alle, die den Fußball mögen und beim Fußball Verantwortung tragen, sich immer wieder zusammenfinden, um Lösungen zu finden, dieses Problems Herr zu werden.“

Fraktionsklausur in Lüneburg

Klausur SPD Buergerschaftsfraktion Maerz 2010 100x100Am Sonnabend, dem 27.März 2010, traf sich die SPD-Bürgerschaftsfraktion im Lüneburger Rathaus zu einer Klausurtagung. Themen waren zum einen die Bilanz der bisherigen Fraktionsarbeit, zum anderen die Arbeitsschwerpunkte für die letzten 22 Monate der Legislaturperiode. Auf Einladung des Oberbürgermeisters Uli Mägde konnten die Hamburger Abgeordneten im Huldigungssaal des Lüneburger Rathauses tagen.

Die Fraktion hatte für ihre Tagung eine moderne Form der Gremienarbeit gewählt. Es wurden einzelne Workshops eingerichtet und die Moderation wurde von einer externen Fachfrau übernommen. Beides wurde besonders von den neuen und von den jungen Abgeordneten sehr positiv beurteilt. So auch von Sören Schumacher: „Ich bin froh, dass die Fraktion hier mal neue Wege gegangen ist. Die Mitarbeit der Kollegen und die Ergebnisse der Klausur zeigen, dass es ein richtiger Weg ist.“

Unter anderem beschloss die Fraktion die Einrichtung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, der die Kostenexplosion bei Bau der Hamburger Elbphilharmonie unter die Lupe nehmen soll. Vor allem will die SPD die Gründe für die extremen Kostensteigerungen bei der Realisierung des Konzerthauses aufdecken und sich mit der Vertragsgestaltung und dem Kostencontrolling beschäftigen

Darüber hinaus stellte die Fraktion einen detaillierten Plan für ihre Arbeit bis zu den nächsten Bürgerschaftswahlen im Frühjahr 2012 auf. „Das war eine ertragreiche Veranstaltung“, so Sören Schumachers Urteil. „Es ist immer wichtig, sich gemeinsam Ziele zu setzen. Das haben wir getan und ich bin zuversichtlich, dass wir sie erreichen werden.“

SPD beschließt Einsetzung eines PUA zur Elbphilharmonie

SPD-Bürgerschaftsfraktion beschließt Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Debakel beim Bau der Elbphilharmonie

Neumann: „Wir wollen Vertragsgestaltung, Kostenkontrolle sowie fachliche und politische Verantwortung aufklären“ – Gebührenerhöhung
für Kitas brachte für Sozialdemokraten „das Fass zum Ãœberlaufen“

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat bei einer Klausurtagung in Lüneburg die Einsetzung eines PUA zur Kostenexplosion beim Bau der Elbphilharmonie beschlossen. Der PUA solle die Gründe für die extremen Kostensteigerungen bei der Realisierung des Konzerthauses aufdecken und sich insbesondere mit der Vertragsgestaltung und dem Kostencontrolling beschäftigen, sagte SPD-Fraktionschef Michael Neumann am Sonntag. Die SPD-Fraktion erarbeite bereits einen entsprechenden Bürgerschaftsantrag, in dem das Untersuchungsziel des PUA festgeschrieben ist. Alles andere werde man „zügig, aber ohne Hektik“ klären und in die Wege leiten.

Neumann stellte die Entscheidung seiner Fraktion in direkten Zusammenhang zur angekündigten Beitragserhöhung für die Kinderbetreuung in den Hamburger Kitas. „Es reicht jetzt. Wir haben einen Senat, der sich zur Konsolidierung seines aus dem Ruder gelaufenen Haushalts an den Eltern vergreift. Gleichzeitig nimmt er Schulter zuckend hin, dass immer mehr Steuergeld in einen offensichtlich schlecht geplantes und schlecht kontrolliertes Projekt fließt. Wir wollen heraus bekommen, weshalb es zu diesem Kostenfeuerwerk kommen konnte, und wer politische wie auch fachlich die Verantwortung trägt.“ Die angekündigte Gebührenerhöhung sei der „sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Ãœberlaufen gebracht hat“, sagte Neumann.

Das aus Sicht der SPD stadtentwicklungs- und kulturpolitisch richtige Projekt Elbphilharmonie sollte nach Aussagen von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) anfangs 77 Millionen Euro kosten. Inzwischen liegen die offiziellen Kosten bei bei 323,5 Millionen. Weitere 40 Millionen stehen in Rede. „Ich glaube nicht, dass wir bei den Kostensteigerungen das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Ich fürchte, dass wir das Ende der Fahnenstange noch gar nicht sehen“, sagte Neumann.

„Es besteht nach der Akteneinsicht zudem der dringende Verdacht, dass Parlament und Öffentlichkeit vom Senat nicht korrekt informiert wurden“, ergänzte der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Peter Tschentscher. Planungsstand und Vertragsgestaltung zwischen der Stadt, den Architekten und dem Baukonzern seien unzureichend gewesen. Immer wieder hätten unterschiedliche Behörden und der Bürgermeister selbst das Projektmanagement und den eskalierenden Baukonflikt beeinflusst und dadurch zusätzliche Kosten verursacht, so Tschentscher. „Viele Bürgerinnen und Bürger waren fasziniert von der Idee eines neuen Konzerthauses in der Hafencity und haben dafür privates Geld gespendet.“ Die Enttäuschung und Empörung über das schlechte Projektmanagement mit jahrelangen Verzögerungen und explodierenden Kosten seien daher groß. Die Öffentlichkeit habe das Recht zu erfahren, welche Ursachen diese Fehlentwicklung hat und wer dafür im Einzelnen verantwortlich ist.

Zwei Jahre Schwarz-Grün: Aufbruch sieht anders aus

HSH Nordbank, Elbphilharmonie, Haushaltskrise, Gewaltkriminalität – ein zurücktretender Finanzsenator und ein Bürgermeister auf Abruf: SPD-Fraktion stellt Schwarz-Grün ein bescheidenes Zeugnis aus

SPD-Fraktionschef Michael Neumann hat dem schwarz-grünen Senat nach zwei Jahren im Amt ein bescheidenes Zeugnis ausgestellt. „Der erzwungene Rücktritt von Finanzsenator Freytag, die Personaldebatte innerhalb der CDU und die jüngsten politischen Erfolge der SPD sind bezeichnend für die Halbzeitbilanz von Schwarz-Grün“, sagte Neumann am Freitag. Wer von der neuen Farbkonstellation im Hamburger Rathaus einen Aufbruch erwartet hat, müsse sich getäuscht sehen. „Hamburg steht weitgehend still. Die zurückhaltende Bilanz von Senat und Koalitionsfraktionen unterstreicht das“, sagte Neumann.

Wenn Bürgermeister Ole von Beust (CDU) als „zentrale politische Erfolge von zwei Jahren Schwarz-Grün“ das Fahrradleihsystem und neue Naturschutzgebiete aufführt, bestätige das die Kritik der SPD-Opposition an der Arbeit des Senats, sagte Neumann. Die jüngsten Umfrageergebnisse zur politischen Stimmung in Hamburg, bei denen die CDU auf 31 Prozent abgesackt ist, wollte Neumann nicht überbewerten. Für ihn stehe aber fest: „Anders als in den vergangenen Jahren geht der Unmut über die Politik des Senats nicht mehr an der CDU und Herrn von Beust vorbei.“

Ob Rekordschulden, HSH Nordbank oder Kraftwerk Moorburg, ob Elbphilharmonie, Kostenexplosionen bei Großprojekten oder Streit um die Zukunft des Hafens: „Es knirscht im Senat, wenn es um politische Sachfragen geht. Darüber kann das demonstrativ-freundliche Klima zwischen CDU und GAL nicht hinwegtäuschen“, sagte Neumann. Es sei bemerkenswert, dass das wohl wichtigste Thema der Zeit, die Schulreform, erst Erfolgsaussichten bekommen habe, nachdem der Senat die Gesprächsangebote der SPD-Opposition nicht länger ausschlagen konnte.

Die Diskussion über die Kostensteigerung bei großen Bauprojekten sei Folge einer Politik, die zu lange auf schnell sichtbare Erfolge statt auf seriöse Planung gesetzt hat. Die Kosten der Elbphilharmonie würden derzeit auf 320 Millionen Euro geschätzt – statt der ursprünglich veranschlagten 77 Millionen Euro. Die U-Bahn in die HafenCity werde fast 330 Millionen Euro kosten statt 250 Millionen, die Ortsumgehung Finkenwerder nicht 36 Millionen sondern fast 100 Millionen. Der ZOB in Bergedorf – ein für den Stadtteil extrem wichtiges Projekt – werde mit 45 Millionen Euro doppelt so teuer, wie geplant. „Millionenschwere Mehrkosten, eine dramatische Überschuldung des Hamburger Haushalts und die Krise der HSH Nordbank: Wenn man in Hamburg sagt, dass die Konservativen nicht mit Geld umgehen können, wird man nicht mehr belächelt“, sagte Neumann.

Er kündigte eine Fortsetzung harter aber konstruktiver Oppositionsarbeit an. Die SPD werde – wie in der Vergangenheit etwa bei der Stabilisierung von HSH Nordbank und Hapag-Lloyd oder in Zusammenhang mit der Schulreform – dem Senat Unterstützung anbieten, wenn es dem Wohl Hamburgs dient. „Und wir werden auch in Zukunft den Finger in die Wunde legen, wenn es nötig ist“, sagte Neumann.

Er bezeichnete den laufenden Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Krise um die HSH Nordbank sowie die Ressorts Schulpolitik, Stadtentwicklung, Finanzen und Soziales als Schwerpunkte für den zweiten Teil der Legislaturperiode. „Wir bieten gleichzeitig weiter unsere Hilfe an. Denn auf Hamburg kommen – nicht zuletzt durch Finanz- und Wirtschaftskrise – große Herausforderungen zu. Und wir haben einen Senat, der schon überfordert ist, wenn der Winter mal anders ausfällt als sonst…“

Der SPD-Obmann im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss HSH Nordbank, Thomas Völsch, sieht den Rücktritt von Finanzsenator Freytag auch als Folge der Aufklärungsarbeit des PUA. Freytag habe sich mit seinen Handeln und seiner Kommunikation in Sachen HSH Nordbank in eine Sackgasse manöviert. So hatte der Senator die HSH Nordbank in einem Interview mit der WELT noch im Oktober 2008 als „im Kern gesund“ bezeichnet. Der PUA habe aber mittlerweile ermittelt, dass die Anteilseigner der HSH Nordbank bereits Ende 2007 über eine außerplanmäßige Kapitalerhöhung zur Stützung des in Schieflage geratenen Hauses beraten haben. Derartige Vorgänge hatten die Senatsvertreter später gegenüber der Bürgerschaft geleugnet. „Auch das ist ein Punkt, zu dem sich Herr Freytag als Zeuge vor dem PUA wird äußern müssen“, sagte Völsch. Der Rücktritt des Senators berge Chancen für eine weitere Aufklärung. „Denn möglicherweise muss der Bürger Freytag in seiner Vernehmung nicht die Rücksicht nehmen, die Bürgermeister und Senat vom Senator Freytag erwarten würden.“

Bemerkenswert sei auch, dass die Bank am Tag nach der Bürgerschaftswahl im Februar 2008 Probleme bestätigt habe und nur 11 Tage nach der Wahl die erwähnte Kapitalerhöhung beschlossen worden sei. „Diese Kapitalerhöhung hat die Stadt über 300 Millionen Euro gekostet“, sagte Völsch. „Herr Freytag war schon im letzten Bürgerschaftswahlkampf Finanzsenator und CDU-Landesvorsitzender. Ich habe den Verdacht, dass der CDU-Landesvorsitzende bestimmt hat, welche Information zu welchem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gekommen ist. Weiter sei zu klären, ob auch der Erste Bürgermeister bereits Ende 2007 oder Anfang 2008 über die Frage einer Kapitalerhöhung durch die Anteilseigner informiert war. „Vermerke der Beteiligungsverwaltung legen das sehr nahe“, so Völsch.

Freytag war von Februar 2007 bis Juli 2009 Mitglied im Aufsichtsrat der HSH Nordbank und ab März 2008 auch Mitglied des Präsidialausschusses, der an der Vertragsgestaltung mit dem neuen Vorstandchef Nonnenmacher im November 2008 maßgeblich beteiligt war. Neben Freytag sollen auch Mitarbeiter der Beteiligungsverwaltung der Finanzbehörde vernommen werden. Die vom Senat zur Verfügung gestellten Akten zeigen, dass diese Arbeitsebene die Lage der HSH Nordbank kontinuierlich begleitet und beobachtet hat und die Behördenspitze etwa über die Frage einer Kapitalerhöhung frühzeitig unterricht hat. Die genannten Personen waren offenbar auch in die Vorbereitung der Sitzungen des Aufsichtsrats eingebunden.

Neumann sagte, der schwarz-grüne Senat müsse sich auch in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode an seinen Versprechen und Ankündigungen messen lassen. Konkreter als der – naturgemäß – vergleichsweise offen formulierte Koalitionsvertrag zwischen CDU und GAL sei die Regierungserklärung des Ersten Bürgermeisters vom 17. April 2008. Zentralen Aussagen aus dieser Regierungserklärung stellte der SPD-Fraktionschef die Bewertung der SPD-Opposition gegenüber:

Aussage aus der Regierungserklärung (28. Mai 2008) zur Schulpolitik (I):
Von Beust: „Ich sage Ihnen: Diese Pläne, auf die wir uns geeinigt haben, sollen und werden endlich Schulfrieden schaffen.“

Tatsache:
Die ursprünglichen Pläne des schwarz-grünen Senats zur Einführung der Primarschule haben Hamburg keinen Schulfrieden gebracht. Sie haben Hamburg noch weiter weg vom Schulfrieden geführt. Der schwarz-grüne Schul-Unfrieden hat schließlich – mit dem Erfolg des Volksbegehrens „Wir wollen lernen“ – zu einem „Paukenschlag“ geführt. Nach diesem Paukenschlag ist Schwarz-Grün auf das SPD-Angebot eines überparteilichen Konsenses aus dem Jahr 2009 eingegangen. Jetzt gibt es einen vernünftigen Konsens in der Schulpolitik und damit die Chance auf einen lang anhaltenden Schulfrieden.

Aussage zur Schulpolitik (II):
Von Beust: „Deswegen werden wir auch in den Primarschulen die Klassenfrequenz auf 25 senken. Deswegen werden etwa 50 weitere Schulen zu gebundenen Ganztagsschulen ausgebaut; mit Schwerpunkt auf den Grundschulen in KESS 1 bis 3 Gebieten.“

Tatsache:
Die SPD hat in den Bildungsgesprächen mit CDU und GAL eine Klassenobergrenze von 23 in Primarschulen durchgesetzt, in Schulen mit sozialen Problemen von 19. Von den 50 versprochenen Ganztagschulen sind gerade mal 12 auf den Weg gebracht worden. Es ist fraglich, ob die restlichen 38 Ganztagsschulen in zwei Jahren eingerichtet werden können.

Aussage zur Hochschulpolitik:
Von Beust: „Es wurde lange, zum Teil Jahrzehnte, über Strukturen diskutiert. Im Mittelpunkt muss zukünftig auch hier die Qualität stehen. Hier haben wir in Hamburg Nachholbedarf.“

Tatsache:
Die vergangenen zwei Jahre waren in der Hamburger Hochschulpolitik verlorene zwei Jahre. Sie waren geprägt von Streit um Personal. Das betrifft die schließlich gescheiterte Uni-Präsidentin Prof. Monika Auweter-Kurtz wie ihren Nachfolger Prof. Dieter Lenzen. Dessen erste öffentliche Äußerungen – seine Ablehnung von Studiengebühren und seine kritische Haltung zum geplanten Umzug der Universität in den Hafen – erwecken nicht den Eindruck, es werde künftig ein entspanntes Verhältnis zwischen Leitung der Wissenschaftsbehörde und Leitung der Universität geben.

Die fast ständig umstrittene Wissenschaftssenatorin hat sich hauptsächlich mit ihrem persönlichen Prestigeprojekt – dem Plan zum Umzug der Universität in den Hafen – beschäftigt. Die notwendigen Schritte im Sinne einer Qualitätssteigerung in Forschung und insbesondere Lehre hat es nicht gegeben. Bezeichnend für den Zustand der Hamburger Hochschulpolitik ist die negative Bewertung der Hochschulsenatorin durch die Fachwelt. Bei einer Umfrage zur Bewertung der deutschen Hochschulressortleitungen, an der über 2200 Universitätsprofessoren teilgenommen hatten, war Gundelach auf dem letzten Platz gelandet.

Aussage zur Problematik Vernachlässigung von Kindern:
Von Beust: „Staat und Gesellschaft müssen eingreifen, wenn Kinder vor Vernachlässigung und Gewalt in der Familie geschützt werden müssen.“

Tatsache:
Schwarz-Grün hat Hamburg zum bundesweiten Schlusslicht bei den Vorsorgeuntersuchungen für Kinder gemacht (so genannte U-Untersuchungen). Nach jahrelanger Verweigerung der CDU, verbindliche Vorsorgeuntersuchungen einzuführen, soll es jetzt lediglich einen Modellversuch geben – beschränkt auf die Untersuchungen U 6 und U 7. Keines der anderen Bundesländer hat eine solche Beschränkung. In knapp einem Drittel der Hamburger Stadtteile geht jedes vierte oder sogar jedes dritte Kind nicht zur U-Untersuchung. Die Teilnahme bei Kindern mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit ist sogar noch gesunken. Eine spezielle Untersuchung nach dem Hamburger Kita-Gesetz hat Schwarz-Grün abgeschafft.

Aussage zur Kindertagesbetreuung:

Von Beust: „Die Kita ist ein zentraler Anknüpfungspunkt im Stadtteil für die Integration von Zuwanderern, Elternförderung, Kinderschutz, gesundes Aufwachsen und gesunde Ernährung bis hin zu Frühintervention bei Verhaltens- und Gewaltauffälligkeit. Daher haben wir zum Beispiel den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung auf das zweite Lebensjahr herabgesetzt.“

Tatsache:
Den allgemeinen Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung bereits ab zwei Jahren hat der Senat bis heute nicht eingeführt. Vielmehr hat Schwarz-Grün diesen Rechtsanspruch im Rahmen der Sparmaßnahmen „bis 2013 zurückgestellt“. – 2013 liegt aber nicht mehr in Verantwortung dieses Senats.

Aussage zur Finanz- und Haushaltspolitik (I):
Von Beust: „Wir brauchen eine große Haushaltsdisziplin. Denn die Dinge, die wir als neue Prioritäten benannt haben, sollen ohne neue Schulden finanziert werden. Diese Koalition steht für eine nachhaltige Haushaltspolitik.“

Tatsache:
Die Neuverschuldung liegt auf Rekordniveau. Der Finanzsenator stolpert über seine Aussage, Hamburg habe einen „aus eigener Kraft ausgeglichenen Haushalt“. Die Kosten für große Bau- und Infrastrukturprojekte laufen aus dem Ruder. – „Der Senat wird jetzt Opfer seiner Politik: Er hat in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen nicht Schulden abgebaut oder Rücklagen gebildet. Er hat das Geld mit vollen Händen ausgegeben. Der Finanzsenator Freytag war zuletzt nur noch sein eigener politischer Konkursverwalter. Der Bürgermeister von Beust ist der König der Schuldenmacher.“

Aussage zur Finanz- und Haushaltspolitik (II):
Von Beust: „Der zu erarbeitende Haushaltsplan 2009 und 2010 wird zur Finanzierung neuer Prioritäten selbstverständlich Umschichtungen beinhalten. Und Umschichtungen bedeuten selbstverständlich auch Änderungen von Planungen und Verzicht auf Liebgewonnenes.“

Im Haushaltsplan-Entwurf 2009/2010 gibt es keinen „Verzicht auf Liebgewonnenes“ – Es gibt stattdessen Mehrausgaben – mit denen in CDU und GAL die Zustimmung zur Koalition erkauft werden soll.

Aussage zu Schwarz-Grün (I):
Von Beust: „Sage und schreibe 70 Prozent sprechen sich für Schwarz-Grün aus.“ (Bezug: ECHOLOT-Umfrage unter Führungskräften vom 5. Mai 2008)

Tatsache:
Zwei Jahre nach dem Start von Schwarz-Grün in Hamburg sind 69 Prozent mit der Arbeit des Senats weniger oder gar nicht zufrieden. (Umfrage von Infratest dimap für den NDR, veröffentlicht am 22. Februar 2010)

Aussage zu Schwarz-Grün (II):
Von Beust: „Ich bin überzeugt, dass diese für Deutschland neue Konstellation – nach erster Verwunderung, dem Reiz des Ungewohnten – schnell zur fachlich kompetenten Routine werden wird.“

Tatsache:
Neumann: „Stimmt. Wobei man über die Bewertung „fachlich kompetent“ streiten kann.“

Aussage zu Schwarz-Grün (III):
Von Beust: „Es geht nicht um uns, nicht um den Senat, nicht um das Parlament, nicht um die Parteien. Es geht um eine gute Zukunft für unsere Freie und Hansestadt Hamburg.“

Tatsache:
Neumann: „Der Senat bemüht sich. In wesentlichen Punkten geht es ihm aber offensichtlich primär darum, einen erträglichen Kompromiss zwischen den Koalitionsparteien zusammen zu zimmern.“ Das betreffe die Konfliktpunkte Kraftwerk Moorburg oder Innenpolitik. Andere Probleme sitze die Koalition aus, etwa die Differenzen um die Praxis bei der Entnahme von Blutproben. Andere packt sie erst an, wenn es nicht anders geht – etwa das Thema Hafenprivileg. Wo politische Erfolge fehlen, sollen Polit-Placebos die Koalitionäre beruhigen. Das gilt zum Beispiel für die Einrichtung der „Arbeitsstelle Vielfalt“ oder der Umbenennung der Justizbehörde.

Bei anderen Projekten, die bei der SPD auf Zustimmung stoßen, ist unklar, ob sie über die Planungs- und Startphase hinauskommen. Das gilt insbesondere für die von der SPD befürworteten politischen Vorhaben „Gründung von Stadtwerken“ und „Wiedereinführung der Stadtbahn“.

Neumanns Fazit: „Wer mit dem Arbeitsantritt der ersten schwarz-grünen Senats einen Aufbruch erwartet hat, sieht sich getäuscht. Tatsächlich wirkt der Senat wie gefangen in dem Zwang, mögliche Konflikte zwischen Koalitionspartnern verhindern zu müssen.“ Die Koalitionäre versuchten mit „abenteuerlichen Verrenkungen“ – wie bei der Diskussion über die Absage der Harley-Days – ihre gegensätzlichen Positionen zu einer gemeinsamen Linie zu entwickeln. „Aber wenn unvereinbare Positionen auf Krampf unter einen Deckel gebracht werden sollen, dann ist das Ergebnis Murks“, sagte Neumann.