„CDU pur“ – freie Auswahl im Selbstbedienungsladen

Aktuelle politische Entscheidungen passen nicht zum Versprechen des Bürgermeisters, nicht noch schnell vollendete Tatsachen zu schaffen

Mit Kritik am Innen- und Sportsenator Heino Vahldieck hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion auf die Berufung des ehemaligen CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Lars Dietrich zum Referenten beim CDU-Sportstaatsrat Rolf Reincke reagiert. „Die CDU hat nach dem Scheitern des schwarz-grünen Senats ´CDU pur´ bis zur Wahl angekündigt. Wir wissen jetzt, was das heißt: freie Auswahl im Selbstbedienungsladen“, sagte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Dressel.

Es sei in der derzeitigen politischen Situation zumindest bemerkenswert, dass ein ehemaliger CDU-Bürgerschaftsabgeordneter und derzeitiger Sportstaatsrat einen ebenfalls ehemaligen CDU-Abgeordneten zum Referenten macht. „Diese Personalangelegenheit hätte nach der Ankündigung von Neuwahlen am Sonntag gestoppt werden müssen“, sagte der SPD-Innenexperte. Die SPD-Fachsprecherin für Sport, Juliane Timmermann, erklärte: „Hier entsteht ein schlechter Eindruck. Der politische Kassensturz, den der Bürgermeister am Dienstag angekündigt hat, schließt offenbar die bislang CDU-geführten Behörden nicht ein.“ Die Entscheidung zur Berufung des Staatsrats-Referenten stehe auch im Widerspruch zum Versprechen, dass der Bürgermeister gestern vor der Landespressekonferenz abgegeben habe. Ahlhaus hatte dort erklärt, er werde nichts tun, „um noch schnell vollendete Tatsachen zu schaffen“.

Mit Blick auf diese Aussage sei bemerkenswert, dass bei vielen Projekten jetzt „politischer Kassensturz“ gemacht werde, die teuren Sicherheitsumrüstungen der Ahlhaus-Villa aber wie geplant fortgesetzt werden. „Sollte Herr Ahlhaus am 20. Februar abgewählt werden, wäre die Millioneninvestition aus dem Haushalt der Stadt buchstäblich in den Sand gesetzt“, sagte Dressel. Der Abgeordnete hat eine Senatsanfrage zu Baufortschritt und Kostenentwicklung eingereicht.

SPD-Bürgerschaftsfraktion öffnet Weg zu vorgezogener Bürgerschaftswahl

Neumann: Wenn der Bürgermeister jetzt überrascht ist, hat er nicht mitbekommen, was in den letzten Monaten in Hamburg passiert ist

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion wird einen Antrag zur Auflösung des Hamburger Landesparlaments einbringen und damit – nach der Aufkündigung der schwarz-grünen Koalition durch die GAL – den Weg für Neuwahlen in Hamburg öffnen.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hatte in den vergangenen Wochen mehrfach für Neuwahlen plädiert. „Dieser Senat kann nichts mehr bewegen. Dieser Senat ist nicht handlungsfähig, dieser Senat ist nicht handlungswillig“, sagte SPD-Fraktionschef Michael Neumann am Sonntag. Es sei „schon etwas belustigend“, wenn CDU-Bürgermeister Ahlhaus erkläre, er sei vom Ende der Koalition überrascht worden. „Seit Wochen ist in Hamburg jedem klar, dass das Projekt Schwarz-Grün sich immer schlechter präsentiert. Wenn der Bürgermeister jetzt überrascht ist, dann hat er nicht mitbekommen, was in Hamburg passiert“, sagte Neumann.

Konkreter Anlass für das Verlassen der Koalition war für die GAL Medienberichten zufolge der Rücktritt von Finanzsenator Carsten Frigge (CDU) am Mittwoch. Auch seien Absprachen zum Beispiel bei der Umsetzung des Sparpakets im Haushalt nicht eingehalten worden, hieß es.

SPD-Fraktionschef Neumann betonte, er habe mit der Linksfraktion einvernehmlich über die weitere Zukunft gesprochen. Mit GAL-Fraktionschef Kerstan sei für diese Woche ein Termin vereinbart.

Ahlhaus habe nach Beusts Rücktritt keinen Neustart, sondern eine Bruchlandung hingelegt, sagte Neumann. So habe Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) eine „schwache bis nicht vorhandene Leistung“ abgeliefert. Die schwarz-grüne Kulturpolitik um Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) nannte Neumann ein Desaster. Die erneute Berufung von Finanzsenator Frigge sei der erste Fehler des Bürgermeisters Ahlhaus gewesen – „möglicherweise war dieser Fehler sogar der, der Ahlhaus das Amt kostet“.