Vor 150 Jahren – am 23. Mai 1863 – wurde in Leipzig mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) die Ursprungsorganisation der SPD gegründet. Dieses besondere Jubiläum feiert die SPD im ganzen Jahr 2013 mit zahlreichen Veranstaltungen. Höhepunkt war die Feier in Leipzig.
Doch auch in den vielen, vielen Gliederungen und regionalen Organisationseinheiten der SPD wird gefeiert. Die Harburger Sozialdemokraten haben zeitgleich sogar noch einen weiteren Gedenktag zu feiern: Sie begingen am 23. Mai 2013 mit einem Empfang im Herbert-Wehner-Haus, zu dem etwa 90 Teilnehmer gekommen waren, nicht nur den 150. Geburtstag der SPD, sondern stellten aus Anlass des 100. Todestages Heinrich Baerers eine Broschüre vor, die dessen Leben und Wirken als Vorsitzender der SPD von 1883 bis 1912 würdigt.
An der Diskussionsrunde der Veranstaltung, die vom Harburger SPD-Vorsitzenden Frank Richter moderiert wurde, nahmen die beiden Verfasserinnen der Broschüre, Dr. Iris Groschek und Gudrun Kietzke – eine Ururenkelin Baerers – sowie Prof. Peter-Christian Witt teil. Sie betonten dabei zum einen die Geschichte des Schuhmachermeisters Heinrich Baerer, der die Führung der Harburger SPD unter den Sozialistengesetzen im Jahr 1883 übernahm, sie bis 1912 behielt und einen prägender Einfluss auf die Harburger SPD hatte. Zum anderen würdigten sie die Rolle des zweiten großen Harburger Sozialdemokraten der Anfangszeit, des Tischlers Theodor Yorck. Er gründete 1863 nicht nur die Harburger Sektion des ADAV, sondern wurde vom Harburger Arbeiter Comitee auch als Delegierter nach Leipzig entsandt, wo er am 23. Mai 1863 an der Gründung des ADAV mitwirkte und in den 16-köpfigen Vorstand gewählt wurde. Darüber hinaus wurden in der Diskussion die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politische Entwicklung Harburgs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts vor dem ersten Weltkrieg beleuchtet.
Obwohl die SPD zu Zeiten Baerers und Yorcks keine Mandate erringen konnte, wurde sie in den Jahren nach dem Ende der Sozialistengesetze 1890 unter Heinrich Baerer zur dominanten politischen Bewegung, so dass sie nach dem Ende des Kaiserreichs mit der Änderung des restriktiven Wahlrechts auch in den Gremien der Stadt zur führenden politischen Kraft wurde. Gelungen ist dies durch eine sozialdemokratische Durchdringung des täglichen Lebens. So wurden Kleingärten sowie Freizeit- und Sportangebote für die Arbeiterschaft geschaffen, mit der Ãœbernahme des genossenschaftlich organisierten Konsumvereins entstand ein sozialdemokratischer Einzelhandelsverband und mit der Einrichtung eines Parteisekretariats erhielt die Arbeiterschaft erstmals ein hauptamtliches Beratungs- und Unterstützungsangebot. Und schließlich führte die von Baerer betriebene Gründung des „Volksblatts für Harburg-Wilhelmsburg und Umgegend“ zu einem journalistischen Gegengewicht zur damaligen nationalliberalen Presse.
Wie wohl alle Teilnehmer der Veranstaltung so war auch Sören Schumacher fasziniert von dem Blick in die frühe Geschichte der Sozialdemokratie in Harburg: „Ich finde es beeindruckend, mit wie viel Kraft, Durchhaltevermögen, Ãœberzeugung und mit welchem Ideenreichtum diese Sozialdemokraten für Ihre Ideen und das Wohl der Arbeiterschaft gekämpft haben. Es ist wichtig, sich immer mal wieder an die Wurzeln der Sozialdemokratie zu erinnern, um nicht zu vergessen, woher wir kommen und wofür wir immer noch stehen.“