Sagt man zu einem Hamburger man wohne in Hamburg-Harburg, so verzieht er manchmal das Gesicht. Für viele fühlt es sich aufgrund der Trennung durch die Elbe nicht nach derselben Stadt an. Dass Harburg trotz aller Vorurteile einiges zu bieten hat und ein attraktiver Stadtteil ist, sagt Sören Schumacher als Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft anders. Im Rahmen meines Praktikums begeben wir uns gemeinsam auf eine lokalpolitische Tour durch Harburg.
Harburg war in der Tat früher eine eigenständige Stadt „Harburg an der Elbe“ und später Großstadt „Harburg-Wilhemsburg“. Der Name Harburg ist aus dem niederdeutschen Wort „Hore“ für Sumpf oder Moor entstanden, da schon im Jahr 1000 eine Horeburg dort gestanden haben soll, an der heute das Harburger Schloss steht.
Vom Abgeordneten-Büro in der Julius-Ludowieg Straße aus laufen wir zunächst einmal um die Ecke direkt auf den Harburger Rathausplatz zu. Das Rathaus Harburg kommt noch aus den Zeiten der damals selbstständigen Stadt und ist im Stil der Neorenaissance entworfen worden. Heute ist es Sitz des Bezirksamtes und der Bezirksversammlung, in der 51 Abgeordnete sitzen. Dank dieser Bezirksversammlung können wieder junge Mütter mit ihren Kindern, Jugendliche und alle anderen in spätsommerlicher Atmosphäre die letzten wärmenden Sonnenstrahlen genießen. Mehrere Sitzmöglichkeiten und Restaurants laden zum Entspannen und Flanieren ein.
Wir laufen weiter zum Alten Friedhof auf einen kleinen Hügel, der weniger Friedhof, sondern mehr Stadtpark ist. Nur wenige Minuten und schon steht man im Grünen zwischen Bäumen und Büschen. Dass Harburg mehr Lebensqualität als bekannt, hat, bestätigt sich, wenn man den Park in Richtung Phönixviertel verlässt. Das alte Arbeiterviertel wurde in den letzten Jahr aufwendig saniert und die Häuser mit ihren neuen Fassaden erinnern kaum noch an die Zeiten der Industrialisierung. Dass das Leben hier pulsiert, bemerkt man spätestens in „Marias Ballroom“. Die Bar ist längt über Harburgs Grenzen bekannt, und bietet dementsprechend ein breites Angebot an Programm mit Live-Auftritten, Karaoke-Abenden und was das Herz sonst noch höherschlagen lässt. In der Gegend leben viele Studenten aber auch junge Familien. Erst seit wenigen Jahren hat der Feuervogel eröffnet, das Schule, Bürgerzentrum und Veranstaltungsort für die Anwohner ist.
Den „Hügel“ wieder runter laufen wir in das Phönixcenter hinein, das Shoppingcenter Harburgs, das beliebte Marken und Ketten von Kleidung bis Essen anzubieten hat.
Gerade aus dem Phönixcenter hinaus, stolpert man in das nächste Center hinein, in dem Marktkauf, Aldi, etc. zu finden sind. Wer lieber unter freiem Himmel einkaufen oder essen gehen will, findet in der Seevepassage andere Leckereien für den Magen. Das Harburg-Center um die Ecke steht seit langem leer, wird vermutlich ab Frühjahr 2018 abgerissen und durch ein Seniorenheim ersetzt. Etwas jünger sollten die Bewohner in der Nähe des Rieckhofes sein, in der ein weiteres Studentenwohnheim Studenten Hamburgs unterbringt. Im Kulturzentrum Rieckhof werden Konzerte, Kabarette, Fußballübertragungen, Partys und mehr angeboten. Durch den Gloriatunnel hindurch findet man sich in eine der ersten Fußgängerzonen Deutschlands wieder, in der bis in die 1970er noch eine Straßenbahn fuhr. Wir laufen weiter durch die Fußgängerzone hindurch bis zur Lämmertwiete, dem Kneipenviertel Harburgs. Zwischen historischen Fachwerkhäusern sitzt man gemütlich in engen Gassen und hat eine breite Auswahl vom Irish Pub bis zu modernen Restaurants.
Durch den dritten und letzten Tunnel hindurch finden wir uns auf der anderen Seite der Gleise wieder. Dort gibt es Harburgs kleine Besonderheiten, wie das Electrum, ein Museum der Elektrizität.
Wir schlendern zum Harburger Binnenhafen und sehen den fleißigen Arbeiten an Schiffen zu, in denen bald „Schlafen auf dem Boot“ angeboten werden soll. Fertig errichtet dagegen ist der Park rund um das Schloss Harburg. Große Grünanlagen, Kinderplätze, Kitas und moderne Wohnungen mit Blick auf den Harburger Hafen lassen erahnen, wie attraktiv und beliebt das Leben in dieser Gegend in wenigen Jahren sein wird. Besonders innovativ sind einige Wohnungen angelegt, die keinen Keller haben und so ihren Schuppen à la überdachten Balkon an den Hausfluren angebracht haben, sowie die Unterflurmülleimer, die weniger auffallen und weniger stinken als gewöhnliche Mülltonnen.
Dass sich die „Schönen und Reichen“ hier langsam ansiedeln, kann man am Veritaskai beobachten. Dort befindet sich auch der Kanalplatz, auf dem der NDR letztes Jahr ein großes Open-Air-Event veranstaltet hat. Dort sind längst Hochhäuser mit Büros und großen Parkhäusern angekommen. Hier wird weiter gebaut und gebaut. Sören Schumacher sieht im neuen Wohnungsbau einen effektiven Weg gegen steigende Mieten. Ein Drittel der Wohnungen sollen Eigentumswohnungen werden, ein Drittel Sozialwohnungen und ein Drittel offen für den freien Wohnungsmarkt.
Von den neuen Wohnungen werden daher alle profitieren. Besonders junge Studenten zieht es immer mehr nach Harburg, was an der Technischen Universität liegt. Momentan studieren dort 7.000 Studenten, doch es sollen bald bis zu 10.000 Studenten werden. Auch die Universität wurde renoviert und steht im schönen Kontrast von Denkmalschutz und gleichzeitig modernen Glasbauten und hochtechnischen Laboren. Die Campus-Uni ist international ausgelegt und gleichzeitig in das Harburger Leben eingebunden. Durch den kleinen Unipark hindurch nehmen wir den Bus zurück Richtung Harburger Rathaus. Auch für Sören Schumacher war die Stadtführung ein Erlebnis, da sich Harburg verändert und immer weiterentwickelt. Der Mix aus Historischem und Modernen und Jung und Alt hat mich von Harburg überzeugt und gezeigt, wie wunderbar aufstrebend, grün und attraktiv dieser Stadtteil ist. Ich komme gerne wieder.
Lara, Praktikantin im September 2017