Regionale Schulentwicklungskonferenzen: Behörde verhindert besseres Ergebnis

SPD zieht erste Bilanz: Pseudo-Beteiligung, Denkverbote und eine Behörde, die an den wichtigen Themen vorbeikonferieren lässt
SPD-Bildungsfachmann Ties Rabe hat die Schulbehörde für bescheidene Ergebnisse der Regionalen Schulentwicklungskonferenzen (RSK) verantwortlich gemacht. „Die Konferenzen haben Hoffnungen geweckt und hätten ein guter Anfang für Verbesserungen im Schulsystem sein können. Leider hat die Behörde Gespräche über bessere Bildung und besseren Unterricht weitgehend verhindert. Stattdessen mussten monatelang Raum- und Organisationsprobleme erörtert werden. Unklare Zielvorgaben und behördlich verordnete Denkverbote haben ein besseres Ergebnis verhindert“, sagte Rabe am Donnerstag. Wenn die Schulsenatorin jetzt von der großen Beteiligung spreche, müsse sie auch sagen, dass die Behörde klare Entscheidungen in den RSK verhindert hat. „Offensichtlich waren klare Beschlüsse nicht gewollt, damit die Behörde freie Hand für eigene Planungen hat. Ernsthafte Beteiligung sieht anders aus.“

Rabe kritisierte insbesondere die „offensichtlichen Denkverbote“ durch die Behörde im Rahmen der RSK. Diskussionen über Wege zu einem besseren Unterricht und über neue pädagogische Konzepte seien nicht gewollt gewesen und hätten lediglich am Rande der Konferenzen stattfinden können. Rabe: „Die entscheidenden Fragen für bessere Bildung hat die Behörde auf diese Weise ausgeklammert.“

Rabe weiter: „Es ist besonders ärgerlich, dass keine Ziele formuliert wurden. Es ist beispielsweise dringend notwendig und sicher machbar, die Zahl der Schulabbrecher in zwei Jahren zu halbieren. Das wäre ein schönes und erreichbares Ziel.“ Auf ambitionierte Zielsetzungen habe die Behörde jedoch verzichtet. Es habe keinerlei Zielvorgaben für mehr und bessere Abschlüsse gegeben. „Es ist stattdessen viel Zeit und viel Energie auf die Frage verwendet worden, in welchem Klassenraum wie viele Schülerinnen und Schüler sitzen sollen. An den größten Problemen der Hamburger Schulpolitik – den Themen Bildungsqualität und Schulabbrecherquote – hat die Schulbehörde vorbeikonferieren lassen“, sagte Rabe. Rabe: „Die Frage, wer in welchem Schulgebäude lernt, war offensichtlich wichtiger als die Frage, was und wie in den Schulen gelernt wird.“

Die Organisation der RSK sei ebenfalls von vielen Teilnehmern kritisiert worden. Rabe: „Viele Zahlenangaben – etwa bei der Zügigkeit von Schulen und der Schülerzahl an den Gymnasien – sind verändert worden, sind widersprüchlich oder erkennbar falsch gewesen. Einige Moderatoren waren zudem offensichtlich überfordert.“ Auch Diskussionen über die vorgegeben Schulstrukturen seien unterbunden worden. Das habe bei vielen Teilnehmern für Verärgerung gesorgt. Rabe bestätigte Angaben, nach denen viele Teilnehmer am Ende nur noch widerwillig an den RSK teilgenommen hätten.

Zukunft der Harburger Schulen: Alles schon hinter den Kulissen entschieden?

Wilfried Buss und Sören Schumacher kritisieren Geheimnistuerei der Schulbehörde

Während die Regionale Schulkonferenz (RSK) demnächst wieder zusammen kommt, um mit Eltern, Lehrern und Schülern über die Zukunft der Harburger Schulen nach der Schulreform zu beraten, verdichten sich im Stadtteil Gerüchte, nach denen in Wirklichkeit alles schon hinter den Kulissen festgezurrt wird. Auf eine entsprechende Anfrage des SPD-Schulpolitikers Wilfried Buss nach konkreten Überlegungen hat die Schulbehörde ausweichend reagiert, aber nicht dementiert. Deshalb fordern Buss und der Harburger Wahlkreisabgeordnete Sören Schumacher die Schulsenatorin jetzt auf, die Pläne auf den Tisch zu legen und die Geheimnistuerei zu beenden.
In Harburg machen Gerüchte die Runde, nach denen das Lessing-Gymnasium in die bisherige Schule Bunatwiete/Maretstraße umziehen soll, die Schule Kerschensteinerstraße dafür in das bisherige Lessing-Gymnasium verlegt wird, und die Räume in der Kerschensteinerstraße der Gesamtschule Harburg zugeschlagen werden sollen. Auf entsprechende konkrete Nachfragen an den Senat hat dieser lediglich ganz allgemein erklärt, es gäbe in der Schulbehörde zurzeit „eine Vielzahl von Überlegungen bezüglich einzelner Schulstandorte“.
Doch damit wollen sich Buss und Schumacher nicht zufrieden geben: „Die Schulsenatorin muss ganz klar sagen, was denn nun gilt: Der Wille der Betroffenen, die in der Schulentwicklungskonferenz ernsthaft und engagiert über die besten Lösungen im Sinne der Kinder diskutieren, oder doch wieder die Planungen an den grünen Tischen der Behörde. Beteiligung ist gut, aber sie muss dann auch ernst gemeint sein, sonst fühlen sich die betroffenen Eltern und Schüler zu Recht verschaukelt“, sagt Wilfried Buss.
Sören Schumacher ergänzt: „Die Harburgerinnen und Harburger erwarten mit Recht, dass der Senat mit offenen Karten spielt und nicht im Geheimen Fakten schafft. Alle Pläne müssen auf den Tisch.“ Außerdem fordert Schumacher, dass auch die Schulen in den Dialog einbezogen werden, die von den Reformen indirekt betroffen sind: „Das Wirtschafts-Gymnasium Harburg macht sich natürlich Gedanken über seine Zukunft. Was wird aus dieser Schulform nach der Reform? Welches Schicksal erwartet die Schule konkret?“

Schriftliche Kleine Anfrage:
Raumplanungen fuer Harburger Schulen – Greift die Schulbehorde der RSK vor 19/1988