In diesem Jahr ist es genau 80 Jahre her, dass die Nationalsozialistischen im Zuge einer als ‚Aktion wider den undeutschen Geist‘ bezeichneten Kampagne damit begannen, jüdische, marxistische und pazifistische Schriftsteller organisiert und systematisch zu verfolgen. Erster barbarischer Höhepunkt dieser Aktion war die in Berlin und 21 anderen deutschen Universitätsstädten inszenierten öffentlichen Bücherverbrennungen, bei denen Werke dieser Autoren von Studenten, Professoren und Nationalisten ins Feuer geworfen wurden und damit symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten.
Zu den sogenannten „verbrannten Dichtern“ gehörten Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Erich Kästner, Heinrich Mann, Joachim Ringelnatz, Stefan Zweig, – insgesamt waren es um die 130 Schriftsteller; außerdem etwa 120 Verfasser politischer und staatswissenschaftlicher Werke – darunter die Werke von Karl Marx, Rosa Luxemburg, Gustav Radbruch, Watlher Rathenau und Theodor Heuß. In der Bücherverbrennung offenbarte sich die ganze Destruktivität der nationalsozialistischen Ideologie und es dauerte nicht lange, bis klar wurde, wir recht Heinrich Heine hatte, der etwa 100 Jahr vor diesem Ereignis mahnte: „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“
Für die SPD-Harburg war der Jahrestag dieses – wie die amerikanische Zeitschrift Newsweek damals schrieb „Holocaust of Books“ – Anlass, bei der Leseveranstaltung „Der rote Sessel“ im Mai Texte „verbrannter Autoren“ vorzutragen. Ohne sich vorab abgesprochen zu haben, wählten beide Vorleser – Staatsrat Holger Lange und der Bürgerschaftsabgeordnete Sören Schumacher – unter anderem Werke von Kurt Tucholsky aus. Holger Lange las aus dessen heiter-melancholischer Liebesgeschichte „Schloss Gripsholm“, während Sören Schumacher zwei kleinere, satirisch-kabarettistische Texte vortrug. Trotz des ernstes Hintergrundes der Textauswahl war es daher ein eher heiterer Abend, zu dem auch Gedichte von Joachim Ringelnatz beitrugen.
Die nächste Veranstaltung der Reihe „Der rote Sessel“ findet am Mittwoch, dem 19. Juni 2013, statt. Näheres wird rechtzeitig auf dieser Website und in der örtlichen Presse bekannt gegeben.