Seit Andreas Dressel Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion ist, begibt er sich jedes Jahr in der sitzungsfreien Zeit der Bürgerschaft auf seine Sommertour durch die Wahlkreise Hamburgs. Am Donnerstag, dem 24. Juli 2014, war Harburg an der Reihe. Begrüßt und begleitet wurde er vom Wahlkreisabgeordneten Sören Schumacher und seinen beiden Harburger Kolleginnen Birte Gutzki-Heitmann und Doris Müller. Das Wetter war durchwachsen, die Stimmung dafür umso besser. Vor allem aber – und darauf kam es an – wussten die alle Teilnehmer am Ende des Tages mehr als zu Beginn.
Den Auftakt bildete ein Besuch beim DRK Harburg, das in diesen Tagen sein 125 jähriges Bestehen feiern kann. Der Geschäftsführer Harald Krüger gab einen eindrucksvollen Ãœberblick über das breit gefächerte Angebot, das weit über Notfalleinsätze hinausreicht. Vielfältige Angebote für Kinder, Jugendliche und Familie gehören ebenso dazu wie der umfangreiche Bereich der Sozialen Dienste. Seit einiger Zeit betreibt das DRK Harburg zudem das Hospiz im Blättnerring, das zwölf Plätze für Menschen in der letzten Phase ihres Lebens bereithält. Alle Beteiligten zeigten sich froh und erleichtert darüber, dass die Versuche von Anwohnern, die Einrichtung des Hospizes auf dem Rechtswege zu unterbinden, gescheitert sind. Für einige der Teilnehme an der Tour waren zwei Zahlen sicherlich überraschend: Zum einen die Tatsache, dass das DRK Harburg drittgrößter Arbeitgeber im Stadtteil ist; zum anderen, dass es 98% der benötigten Gelder selbst erwirtschaften muss, Spenden und Fördermittel also nur 2% ausmachen.
Weiter ging es dann zu einem kleinen Imbiss und einem Gespräch über die innerstädtische Entwicklung Harburgs zu My Toro, dem Art Café mit Galerie im Gloria-Tunnel in der Lüneburger Straße. Dort stießen die City Managerin Melanie-Gitte Lansmann, die Geschäftsführerin von Karstadt Harburg Nina Wedler sowie der Harburger Prohektentwickler UdoStein zum Kreise der Politiker hinzu. Der Initiator und Betreiber des My Toro, der Künstler Mentor A. Ejupi Toro, begrüßte die Gruppe und berichtete über sein Projekt, wobei eine gewisse Enttäuschung, dass mehr Gäste von nördlich der Elbe kommen als aus Harburg, nicht zu überhören war. Die Teilnehmer waren durchweg sehr angetan von dem Projekt, das sie als einen großen Gewinn für Harburg ansehen. „Es wäre wirklich schön“, so Sören Schumacher, wenn die Harburger erkennen, was sie an diesem Projekt haben. Um ein solches Vorhaben hier zu realisieren, braucht man einen langen Atem. Ich hoffe sehr, dass Toro diesen auch weiterhin hat!“
Im Gespräch über die innerstädtische Entwicklung Harburgs ging es dann unter anderem um den Branchenmix in der Lüneburger Straße, der verbesserungswürdig sei, sowie um das Harburg Center, das nach übereinstimmender Meinung alle Beteiligten ein großes Problem, ja einen Schandfleck in der Harburger City darstelle, und für das dringender Handlungsbedarf bestände. Auch an den Plätzen – so etwa am Herbert-Wehner-Platz – sei noch etliches zu verbessern. Für alle Harburger sicherlich beruhigend, versicherte Frau Wedler, dass der Standort Harburg für Karstadt in keiner Weise gefährdet sei.
Dass Harburg nach wie vor ein Imageproblem habe, darin waren sich die Teilnehmer einig. Ebenso einig waren sie sich allerdings auch darin, dass man daran arbeiten kann und dass sich bereits etwas zum Besseren tut. So werde Harburg schon recht häufig als der innovativste Bezirk wahrgenommen – und hierin läge erhebliches Potenzial. Außerdem müsse Harburg besser mit seinen Pfunden wuchern, beispielsweise mit der Falckenberg-Sammlung, die eine Sammlung von Weltrang sei, auf die jedoch zu wenig hingewiesen werde. Schon seit langer Zeit, so der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksversammlung Harburg Jürgen Heimath, wolle man ein Fußgängerleitsystem einrichten. Leider sei aber die Finanzierung derzeit noch schwierig.
Nach dem Gespräch im My Toro stand der Rieckhof auf dem Programm. Im Zentrum hier: die Zuständigkeit für das Gebäude. Denn, so der Geschäftsführer Jörg Hansen, die rechtliche Konstruktion verhindere, dass der Rieckhof Instandhaltungsrücklagen bilde. Und das sei bei einem dreißig Jahre alten Gebäude, bei dem zwangsläufig Reparaturen anfallen, höchst problematisch. Dies umso mehr als – aus guten Gründen – die Sicherheitsauflagen für Veranstaltungshäuser immer strenger werden.
Zum Abschluss der Tour stand das Helms-Museum auf der Agenda. Hier begrüßte Professor Rainer-Maria Weiss die Abgeordneten und bat sie in sein Arbeitszimmer. Denn von dort aus hat man einen Logenplatz mit Blick auf die Bauarbeiten für die neue Bühne des Theaters Harburg. Die Arbeiten gehen gut voran, sodass nach derzeitigem Stand von einer Inbetriebnahme im Herbst dieses Jahres ausgegangen wird. Dazu meint Sören Schumacher: „Es macht große Freude zu beobachten, wie ein Projekt, das wir als SPD-Fraktion auf den Weg gebracht haben, Form annimmt und in Kürze Harburgs Kulturlandschaft bereichern wird.“ In diesem Zusammenhang verriet Professor Weiß bereits ein weiteres Highlight des Museums: Am 30. Oktober wird Bürgermeister Olaf Scholz die Ausstellung „Mythos Hammaburg“ eröffnen. Die Ausstellung wird aber sicher ganz auf großes Interesse der Hamburger stoßen.
Bei abschließenden Kaffee in der Helms-Lounge wurden die wichtigsten Erkenntnisse der Tour noch einmal besprochen und vor allem festgehalten, welche Aufgaben sich für die Abgeordneten aus der Tour ergeben. Denn „Gut, dass wir mal darüber gesprochen haben“ reicht den sozialdemokratischen Abgeordneten nicht.