Trotz der frühen Stunde und der Erwartung einer nicht eben komfortablen, etwa sechsstündigen Fahrt in einem eher rustikalen Ãœberlandlinienbus war die Stimmung gut, als sich ein Teil der Hamburger Delegation am Sonnabendmorgen um fünf Uhr vom Hamburger ZOB Richtung Frankfurt/Main auf den Weg machte. Ziel der Reise, an der als Bürgerschaftsabgeordneter der SPD Fraktion Sören Schumacher teilnahm, war die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes, die auf ihrer Sitzung in der Paulskirche darüber abstimmen sollte, ob sie dem Votum des DOSB-Vorstandes folgen und Hamburg als deutsche Bewerberstadt für die Oympischen und Paralympischen Spiele 2024 nominieren wollte.
Kurz vor 11 Uhr trafen die sechs Hamburger in der Paulskirche ein. „Es ist beeindruckend, hier zu sein“, so Sören Schumacher, der die Kirche zuvor noch nicht gesehen hatte. „Und das nicht nur wegen der Architektur des Gebäudes, sondern vor allem, weil diese Kirche von hoher historischer Bedeutung für Deutschland ist, da hier im Zuge der Deutschen Revolution von 1848 der Sitz für das erste gesamtdeutsche Parlament war.“
Nachdem DOSB-Präsident Alfons Hörmannn die Gäste und Delegierten begrüßt und die Mitgliederversammlung eröffnet hatte, hielt unter anderen der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, eine kurze Ansprache. Er sagte zu, dass Berlin, das Hamburg bei der Bewerbung unterlegen war, Hamburg jetzt unterstützen werde, obwohl die Niederlage noch schmerze. Dazu Sören Schumacher: „Das war eine sehr schöne, sportliche Geste.“
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz war die Freude über die Nominierung der Hansestadt durch das DOSB-Präsidium und seine Stolz auf seine schöne Stadt und deren Konzept für die Olympischen Spiele 2024 anzumerken. In seinem Grußwort sprach er von einer „großen Ehre“ für Hamburg und davon, dass es nach den Sommerspielen von 1972 wieder an der Zeit sei, Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen. „Wir können das.“, so der Bürgermeister selbstbewusst und schloss mit einer Zusage: „Wir versprechen der Welt offene und demokratische Spiele mit all der Gelassenheit und Begeisterung, die es dafür braucht.“
Dann stand der Punkt auf dem Programm, auf den die meisten Anwesenden wohl mit besonderer Spannung gewartet hatten: die Präsentation des Hamburger Konzeptes. Sportsenator Michael Neumann hatte drei begeisterte und begeisternde Mitstreiter an seiner Seite. Dies war zum einen der Hamburger Hockeyspieler Moritz Fürste, der bei den Olympischen Spielen 2008 mit der deutschen Mannschaft Gold gewonnen hatte. Er betonte in seinem mitreißendem Statement, dass er den jungen deutschen Sportlerinnen und Sportlern das großartige Erlebnis ermöglichen möchte, die Olympiade im eigenen Land zu erleben. Zum anderen war Frederik Braun zugegen, einer der Väter des Hamburger Miniaturwunderlandes, der als überzeugter Olympiabefürworter unter anderem das beeindruckende ‚Olympische Alsterfeuer‘ rund um die Binnenalster initiiert und organisiert hatte. Und darüber hinaus war die Paralympics-Siegerin im Rollstuhl-Basketball, Annika Zeyen, mit dem Senator nach Frankfurt gekommen, um für Hamburg zu werben.
„Die Präsentation des Hamburger Konzeptes von Spielen auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook hätte eindrucksvoller und emotionaler nicht sein können“, so Sören Schumacher. „Das Konzept der Spiele der kurzen Wege und mitten in der Stadt, die Aussicht auf die Schaffung eines weiteren Olympischen Sportzentrums neben Berlin und München und vieles andere machten klar, dass Hamburg die Vorentscheidung zu Recht für sich entschieden hat.“ Ein besonderes Highlight war die Idee für den Einzug der Nationen ins Olympiastadion. Dazu Sportsenator Michael Neumann: „Normalerweise warten die Sportler in den Katakomben des Stadions auf den Einzug. Wir in Hamburg haben uns etwas ganz anderes ausgedacht.“
Wie man sich das in Hamburg vorstellt, war in einem Animationsfilm zu sehen: Die Hunderte von Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt steigen in Finkenwerder in Barkassen und fahren in diesen dann – vorbei an Hunderttausenden von Schaulustigen beidseits der Elbe und im Hafen – zum Olympiastadion. Sören Schumacher: „Das ist eine so wunderschöne Idee und ein so zauberhaftes Bild, dass man in der Paulskirche die ein oder andere Träne sah. Nicht nur bei den Hamburgern.“
Wie nicht anders zu erwarten, bestätigte die DOSB-Vollversammlung das Votum des Präsidiums und benannte Hamburg zur offiziellen Bewerberstadt. Und das einstimmig!
Der Reisebus mit der kleinen Delegation, der Sören Schumacher angehörte, war nach einem langen Tag gegen 21 Uhr wieder zurück am ZOB in Hamburg. „Das war ein recht anstrengender Tag“, so Sören Schumacher. „Allerdings spielt das nicht die geringste Rolle. Ich freue mich sehr und bin dankbar dafür, die Gelegenheit gehabt zu haben, an dieser historischen Veranstaltung teilzunehmen.“
Und wie geht es nun weiter? Das Wichtigste: Im Herbst müssen die Hamburgerinnen und Hamburger in einem Referendum mit mindestens 50% der Bewerbung ihrer Stadt um die Olympischen Spiele 2024 zustimmen. „Ohne diese Zustimmung geht gar nichts“, erläutert Sören Schumacher. „Deshalb müssen alle, die die Spiele wollen, ab sofort zu Botschaftern für Olympischen Spiele in Hamburg werden und in ihrem privaten und beruflichen Umkreis gegebenenfalls nötige Ãœberzeugungsarbeit leisten. Wenn man sich mit dem Hamburger Konzept vertraut macht, sollte das eigentlich kein Problem sein.“