Eine halbe Stunde lang konnte Sören Schumacher am vergangenen Mittwoch, dem 11. November 2015, den Blick auf die beleuchtete weltberühmte Skyline von Shanghai genießen. Und das war dann auch schon der touristische Teil der sechstägigen Reise, an der der aus Harburg stammende Europapolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion als Teil der 40-köpfigen Hamburger Delegation teilgenommen hat, die mit Bürgermeister Olaf Scholz zunächst Peking und dann Hamburgs Partnerstadt Shanghai besuchte. Darüber hinaus ließ das Programm, keinen Raum für touristische Erbauungen – doch das war selbstverständlich auch nicht Ziel der Reise.
Vielmehr ging es um die Pflege, die Intensivierung und den Ausbau der Beziehungen zwischen Hamburg und China. Wie wichtig stabile Beziehungen mit China für Hamburg sind, mag an vier Fakten verdeutlicht werden: Die meisten ausländischen Unternehmen, die in Hamburg investieren, kommen aus China. Jedes fünfte Flugzeug, das bei Airbus in Finkenwerder produziert wird, wird an China verkauft, und etwa ein Drittel der im Hamburger Hafen umgeschlagenen Container kommt aus China. Die Hälfte des gesamten deutschen Außenhandels mit China wird über den Hamburger Hafen abgewickelt. „Häufig höre ich in Gesprächen Skepsis darüber, ob derartige Reisen wirklich etwas bewirken können oder letztlich dem Steuerzahler nur Geld kosten“, sagt Sören Schumacher. „Nach meinen Erfahrungen sind persönliche Kontakte tatsächlich durch nichts zu ersetzen. Das ist in der Politik nicht anders als in allen anderen Bereichen des Lebens.“ Wie wichtig der persönliche Kontakt und die Präsenz vor Ort seien, so Schumacher, zeige sich auch an der Arbeit und der Bedeutung der Repräsentanz Hamburgs in Shanghai. „Das Hamburg Liaison Office Shanghai vertritt die Interessen unserer Stadt in der chinesischen Hafenstadt“, erläutert Schumacher. „Es waren wesentlich die Mitarbeiter dort, die dank ihrer guten Kontakte die Termine für die Delegation machen konnten und wesentlich zum Erfolg der Reise beigetragen haben.“ Was die vielen Termine betrifft – dicht hintereinander, von morgens 7 bis abends 22 Uhr – so war nicht nur Sören Schumacher vom Arbeitspensum und der Energie des Bürgermeisters beeindruckt, der zu keinem Zeitpunkt ein Anzeichen von Erschöpfung zeigte. “Dieser Mann braucht offensichtlich kaum Schlaf“, so ein Delegationsteilnehmer gegenüber Sören Schumacher. Er habe andere Hamburger Bürgermeister erlebt, mit denen Delegationsreisen weit weniger anstrengend waren, fügte er augenzwinkernd hinzu, ohne einen Namen zu nennen.
Hamburgs Olympia-Bewerbung blieb in China selbstverständlich nicht außen vor. So traf Bürgermeister Olaf Scholz unter anderem den Präsidenten des Chinesischen Olympischen Komitees. Eine wichtige Unterredung, denn China verfügt immerhin über vier der insgesamt 107 IOC-Stimmen, die Anfang 2017 über den Austragungsort der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 entscheiden. Die Besichtigung des Olympiageländes der Spiele 2008 bestätigte die Hamburger Delegation darin, das richtige Konzept für 2024 zu haben. Dazu Sören Schumacher: „Die Anlagen in Peking sind zweifellos gigantisch und imponierend, aber das ist nicht unser Weg. Wir haben kleinere Anlagen vorgesehen und immer die Nachnutzung mitgeplant. Außerdem stehen Fragen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit beim Hamburger Konzept ganz oben.“ Bürgermeister Olaf Scholz dazu: „Die Spiele, die Hamburg ausrichten will, sollen eine Dimension haben, die zu der Stadt passt.“
Nur wenige Tage nach dem Tode von Helmut Schmidt hielt Bürgermeister Olaf Scholz vor Studenten der Fudan Universität in genau jenem Raum eine Rede, in dem auch Schmidt vor rund zehn Jahren gesprochen hatte. „Das hat nicht nur den Bürgermeister sehr berührt“, erinnert sich Sören Schumacher. Olaf Scholz sprach über Perspektiven der Europäischen Union. Die jungen Chinesinnen und Chinesen interessierte besonders, was die Deutschen veranlasse, einen derart großen Beitrag zur Finanzierung der EU zu leisten. Auch konnten sie nur schwer nachvollziehen, warum Deutschland sich für Milliardenkredite zur Rettung Griechenlands ausgesprochen habe. Dazu Sören Schumacher: „Olaf Scholz hat in beeindruckender und überzeugender Weise dargelegt, dass Deutschland als starkes Land mitten in Europa eine große Verantwortung für das Zusammenwachsen Europas hat und diese annimmt. Außerdem wies er darauf hin, dass Deutschland selbst erheblich vom Friedens- und Freiheitsprojekt Europa profitiere. Das ist etwas, was leider auch vielen Menschen hier bei uns zuhause immer noch nicht klar ist.“
Trotz des Streiks bei der Lufthansa war die Hamburger Delegation nach sechs Tagen China termingerecht zurück in Hamburg. Und was fällt einem auf, wenn man in unsere Stadt zurückkommt? „Wer in Peking und Shanghai unterwegs war, der weiß, dass Hamburg kein Verkehrsproblem hat“, so Sören Schumacher.