Rede in der Hamburgischen Bürgerschaft am 11. Oktober 2017 zum Bericht des Europaausschusses „EU-Projekttag 2017 in Hamburg“
Hier der Redetext – es gilt das gesprochene Wort:
Herr Präsidentin – Meine Damen und Herren.
Welches Europa wollen junge Hamburgerinnen und Hamburger?
Dieser Frage ist der Europaausschuss in seiner Sitzung im Juni nachgegangen!
Wir haben Schülerinnen und Schüler aus 4 Hamburger Schulen als Sachverständige angehört, die sich im Rahmen des Europaprojekttages mit dem Thema Europa beschäftigt hatten!
Die Schülerinnen und Schüler haben ihre Projekte vorgestellt und sich in der Diskussion mit den Abgeordneten bemerkenswert sachkundig und für Europa engagiert gezeigt. Die Anhörung der jungen Leute hat uns wichtige Einblicke vermittelt. Dies betrifft sowohl die behandelten Inhalte und die Methoden, auch das was junge Menschen über Europa denken.
Ich glaube, ich kann für alle Ausschussmitglieder sprechen, wenn ich sage, dass wir auf so engagierte junge Menschen stolz sein können und wir auch anderen Gremien der Bürgerschaft eines ans Herz legen möchten:
Einfach mal jungen Menschen zuhören!
Die Europäische Union befindet sich in einer der schwierigsten Phasen ihrer Geschichte. Die europäische Währungsunion steht vor riesigen Herausforderungen; nationalistische, populistische und in verstärktem Maße separatistische Kräfte stellen die EU offen in Frage und gefährden ihren Fortbestand durch die Absage an offene Gesellschaften, in denen Verschiedene mit gleichen Rechten zusammenleben
auch mit ihrer neuen Sehnsucht nach Homogenität und Einförmigkeit von Volk oder Kultur. Dies kann nur zu Katastrophen führen, wie Europa sie jahrhundertelang erlitten hat.
Der Beitrag, den wir hier in der Hamburgischen Bürgerschaft und im Europaausschuss leisten können, um das – wie Heribert Prantl es formulert – „Jahrtausendprojekt“ der Europäischen Union – zu bewahren und auszubauen, ist naturgemäß begrenzt. Dennoch ist er von Bedeutung. Aus meiner parlamentarischen Arbeit als Europapolitischer Sprecher der SPD-Fraktion möchte ich in diesem Zusammenhang einen Gedanken ausführen.
Wir müssen die jungen Menschen für Europa begeistern.
Das Problem scheint mir dabei nicht zu sein, dass die Mehrheit der jungen Menschen gegen Europa ist. Vielmehr ist für die meisten das tolerante, weltoffene Europa, das Europa der offenen Grenzen eine Selbstverständlichkeit, über die nicht mehr weiter nachgedacht wird.
Wie soll man für etwas kämpfen wollen, was einem selbstverständlich erscheint?
Vielleicht bergen die aktuellen Bedrohungen der europäischen Einigung auch eine Chance. Die Chance nämlich, junge Menschen für Europa zu mobilisieren. Wir sollten uns allerdings nicht nur auf die möglicherweise positive Wirkung unheilvoller Entwicklungen verlassen.
Wichtiger noch ist es, Europa für junge Menschen positiv erlebbar zu machen und das Bewusstsein zu stärken, Europäer zu sein.
Hierfür sind die Erasmus-Programme ein wunderbares Beispiel. In diese Richtung gehen auch die Forderungen des französischem Präsidenten, alle jungen Europäer sollten bis 2024 eine andere europäische Sprache lernen und alle unter 25-Jährigen die Möglichkeit bekommen, ein halbes Jahr im europäischen Ausland zu studieren oder zu arbeiten.
Kurz gesagt: Der europäische Gedanke muss Herz und Verstand junger Menschen in Europa so erreichen, dass sie bereit sind, aktiv für die Europäische Einigung einzutreten.
Eine Bitte habe ich an alle vernunftbegabten Kräfte hier im Haus:
Kämpft für unser Europa – es lohnt sich!!!