Mehr und besserer öffentlicher Nachverkehr

Peter Tschentscher, 1. Bürgermeister Hamburgs, im Gespräch mit Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft; Bildquelle „Hamburgische Bürgerschaft/Michael Zapf“

In der Woche vom 11. bis 15. Oktober 2021 fand in Hamburg der ITS-Weltkongress statt, auf dem die Mobilität der Zukunft vorgestellt wurde. Für Hamburg, das sich zum Ziel gesetzt hat, digitale Modellstadt für den Verkehr in Europa zu werden werden, war das eine besonders spannende Woche. Einige Initiativen konnte man bereits der Presse entnehmen, z.B. die erste autonome Fahrt einer S-Bahn.

Die zukünftige Gestaltung des Verkehrs war daher auch Kernthema in der Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft am 20. Oktober 2021. Die rot-grüne Koalition hat sich schon seit längerem sehr ambitionierte Ziele für alle Verkehrsteilnehmer gesetzt. Um dies zu erreichen, werden verschiedene Projekte umgesetzt, etwa der Ausbau oder die Digitalisierung des ÖPNV. Der ITS Kongress hat gezeigt, dass die zukünftige Mobilität effizienter, komfortabler und klimafreundlicher sein wird, als die, die wir heute kennen. Damit die Umsetzung in die Praxis gelingt, brauchen wir einen Ausbau der Infrastruktur, bessere und digitale Angebote. Bis Anfang der 2030er-Jahre will die Deutsche Bahn alle Züge und Strecken der S-Bahn Hamburg für das digitale und automatische Fahren bereit machen. Mit HVV Any, die im Rahmen des ITS-Kongresses vorgestellt wurde, liefert der HVV ein digitales Service-Angebot, dass automatisch den richtigen Tarif wählt und den HVV damit auch für Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer attraktiv macht.

Für uns Harburger ist eine weitere Initiative von großem Interesse, auch wenn die Umsetzung noch Jahrzehnte dauern wird. Die U-Bahn-Linie 4 soll über den Kleinen Grasbrook hinaus bis nach Wilhelmsburg verlängert werden. Das Reiherstiegviertels und die in der Nachbarschaft geplanten Quartiere mit 5.000 Wohnungen werden besser angebunden und die bestehenden S-Bahn-Linien entlastet, die bereits heute an ihrer Kapazitätsgrenze fahren. Aktuell stellt die Harburger S-Bahn mit den Linien S3 und S31 die einzige Schnellbahn-Anbindung im Hamburger Süden dar. Doch das wird nicht ausreichen, wenn die Einwohnerzahl auch in Wilhelmsburg weiter steigt. Die U4 wäre die erste U-Bahn-Linie, die die Stadtteile südlich der Elbe ans U-Bahn-Netz anschließt. Wir müssen bei den heutigen Planungen bereits die weitere Streckenführung der U4 bis Harburg langfristig mitdenken. Zusätzlich zur Einführung der Verstärkerlinie S32 auf der S-Bahn gehen wir damit die Kapazitätsengpässe in Hamburgs Süden weiter aktiv an.

Alle Hamburgerinnen und Hamburger brauchen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung. Die medizinische Versorgung in sozial benachteiligten Stadtteilen soll deswegen weiter verbessert werden. Dazu sollen lokale und interdisziplinäre Stadtteilgesundheitszentren (ISGZ) gegründet werden, die dabei helfen, den Zugang zur medizinischen Versorgung und zu Gesundheitsinformationen zu erleichtern. Denn in Stadtteilen mit einer hohen Konzentration sozialer Problemlagen wird nicht selten zusätzliches Personal benötigt, damit Fürsorgearbeit und Informationsbemühungen erfolgreich sein können. Auch soll geprüft werden, wie eine enge Verzahnung der ISGZ in den Stadtteilen erreicht werden kann – etwa durch die Kooperation mit Haus- und Kinderarztpraxen oder den Betrieb von kommunalen medizinischen Versorgungseinrichtungen. Die Praxen werden so entlastet und die Zusammenarbeit in Bereichen wie Pflege und Rehabilitation, psychosozialer Beratung, Sportvereinen, Schulen und Kitas sowie Ernährungs- und Bewegungsangeboten im Quartier gefördert. Die Angebote sollen mehrsprachig und interkulturell sein. Die Sozialbehörde wird die Gründung von ISGZ mit jährlich 100.000 Euro fördern und soll die Kassenärztliche Vereinigung bei der Suche nach geeignetem ärztlichen Personal für die neuen Gesundheitszentren unterstützen.